Wie die Medien uns beeinflussen

Die Medienwelt spielt DIE zentrale Rolle in einer funktionierenden Demokratie. Sie wird neben Legislative, Exekutive und Judikative auch als ‚Vierte Gewalt’ bezeichnet. Wir nehmen alles, was über den Erfahrungsraum unserer Lebenswelt hinausgeht, durch die Medien wahr. Die Medienpalette ist so groß wie nie zuvor: TV, Zeitungen, Internet, Bücher, Vorträge, Radio, Diskussionen u.a.m.
Das Ideal der Objektivität der Medien wird zwar von vielen gewünscht, ist jedoch aus vielerlei Gründen nicht erreichbar. Medien werden von Menschen gemacht, die sehr unterschiedliche Interessen haben: Information, Aufklärung, Manipulation, politische Ideologien, thematische Schwerpunkte usw.

Was jedoch für eine Demokratie ein konstitutives Element ist, ist ein öffentlicher Debattenraum, in dem alle Informationen unverzerrt zur Verfügung stehen, alle gesellschaftlichen Interessen vertreten sind und an dem jeder gleichberechtigt partizipieren kann.
Das ist jedoch nicht so einfach wie es sich anhört.

Hier kommt ein Begriff ins Spiel, der vielfach irreführend verwendet wird: Medienkompetenz. Damit ist nicht die technische Fähigkeit im Umgang mit digitaler Medien gemeint (Stichwort: Digitalisierung der Schule), sondern die Kompetenz, Medien bezüglich ihrer Qualität, ihrer Glaubwürdigkeit, ihrer Absichten und ihrer Seriosität beurteilen zu können.
In diesem Sinne könnte man einige Fragen stellen:

  • Worüber möchte ich mich informieren?
  • Welche Medien nutze ich?
  • Wer finanziert sie?
  • Worüber berichten sie und worüber berichten sie nicht?
  • Welches Interesse verfolgen sie?
  • Welche Rhetorik und welche Begriffe verwenden sie?
  • Aus welchen Quellen stammen die Informationen?
  • Belegen sie ihre Informationen mit nachprüfbaren Quellen oder stellen sie nur Behauptungen auf?
  • Werden die Informationen vollständig weitergegeben oder nur fragmentiert (Zersplittert)?
  • Trennen sie sauber Fakten und Meinungen?
  • In welchen Kontexten werden Informationen vermittelt?
  • Werden Fakten als Meinungen präsentiert?
  • Werden Meinungen als Fakten präsentiert?

Anhand dieser Fragen wird deutlich, dass die Sache mit der Medienkompetenz gar nicht so einfach ist. Wir können uns jedoch dafür entscheiden, diese Fragen zu stellen und uns nicht einfach vorgefertigte Informationshäppchen vorsetzten zu lassen – Stichwort fragmentierte Nachrichten.
In diesem Sinne sei der bekannte Ausspruch des Philosophen Rene Descartes: ‚Cogito, ergo sum’ (Ich denke, also bin ich) wie folgt abgewandelt: Ich bin, also sollte ich denken.
Text Copyright: Ralf Steiner

Albrecht Müller hat in seinem SPIEGEL-Bestseller mit dem Titel: „Glaube wenig – Hinterfrage alles – Denke selbst“ 17 verschiedene Methoden der Manipulation aufgelistet und erläutert:

  1. Sprachregelung
  2. Manipulation mithilfe von ständig gebrauchten und mit einer Bewertung versehenen Begriffen
  3. Geschichten verkürzt erzählen
  4. Verschweigen
  5. Wiederholen – Steter Tropfen höhlt den Stein
  6. Übertreiben – Es wird schon etwas hängen bleiben
  7. Die gleiche Botschaft aus verschiedenen Ecken aussenden
  8. Alle in der Runde sind der gleichen Meinung. Dann muss es ja richtig sein.
  9. Der Wippschaukeleffekt
  10. Umfragen nutzen, um Meinungen zu machen
  11. B sagen und A meinen
  12. NGOs gründen oder benutzen
  13. Ein Sammelsurium von Andeutungen macht in der Summe die Halbwahrheit zur Wahrheit
  14. Experten helfen – zu manipulieren
  15. Namen verknüpfen und damit Einzelne bewerten
  16. Gezielter Einsatz von Emotionen
  17. Konflikte nutzen und inszenieren, um Meinungen zu mache

In der aktuellen Situation, sind ebenfalls die 10 Regeln der Kriegs-Propaganda von Arthur Ponsonby, 1. Baron Ponsonby von Shulbrede wichtig zu kennen:

  1. Wir wollen den Krieg nicht
  2. Das gegnerische Lager trägt die alleinige Verantwortung
  3. Der Führer des Gegners hat dämonische Züge („der Teufel vom Dienst“)
  4. Wir kämpfen für eine gute Sache
  5. Der Gegner kämpft mit unerlaubten Waffen
  6. Der Gegner begeht mit Absicht Grausamkeiten, bei uns handelt es sich um Versehen
  7. Unsere Verluste sind gering, die des Gegners enorm
  8. Angesehene Persönlichkeiten, Wissenschaftler, Künstler und Intellektuelle unterstützen unsere Sache
  9. Unsere Mission ist „heilig“
  10. Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, steht auf der Seite des Gegners (=Verrat)

Wer diese beiden Auflistungen mit bedacht liest, der erkennt schnell die Parallelen zur aktuellen Berichterstattung.

Hinter diesem Link verbirgt sich eine Studie der Universität Osnabrück, die einen Endbericht über die Responsivität (Antwortlichkeit – bedeutet in diesem Fall: Antwort der Regierung auf dem Willen des Volkes. Oder einfacher ausformuliert: Tut die die Regierung das, was das Volk (der Wähler) will? enthält, welcher im Auftrag der BMAS – Bundesministerium für Arbeit und Soziales – erarbeitet wurde.

https://pure.mpg.de/rest/items/item_2377116_3/component/file_2377114/content

Videobeiträge zum Thema Medien

Dirk Pohlmann (Dokumentarfilmer und Journalist)             
System-Medien
Im Vortrag wird die Erkenntnis dargestellt, dass die Zahl der Personen, die den Medien noch vertrauen von Jahr zu Jahr sinkt. Selbst das Ansehen von Journalisten geht verloren und ganze Zeitungen oder Verlage verschwinden.
Seit 2500 Jahren ist Streit und Diskurs die beste Methode, die klügsten Ideen zu finden – eben im freien Streit freier Leute. Genau DAS zu unterstützen, sollte heute die Aufgabe der Medienwelt sein und ist mit drei Maßgaben zu erfüllen: Pluralismus, Ausgewogenheit und Staatsferne.

Prof. Dr. Michael Meyen (Professor für Allgemeine und Systematische Kommunikationswissenschaft an der Ludwig-Maximilian-Universität München)
Die Medien-Matrix
„Macht hat wer Definitionsmacht besitzt.“, ist der wichtigste Satz des Vortrages. Deshalb fordert Meyen, dass Deutschland dringend einen anderen/neuen Journalismus benötigt.
In der Corona Krise mussten wir miterleben, dass nur sehr wenige Stimmen, Experten und Gesprächsrichtungen zu Wort kommen und damit alles nur aus einem eingeschränkten Blickwinkel gesehen wird.
Er beschreibt vorzüglich die Strömungen des Gesinnungsjournalismus, samt deren Gefahren und geht auf die Zweiteilung in Mainstream- und Alternativmedien ein und legt die offensichtlich geführte Zensur der Zweitgenannten offen.

Dr. Daniele Ganser (Historiker und Friedensforscher)              
Wie unsere Gedanken und Gefühle gelenkt werden
In seinem Vortrag von 2019 geht er intensiv auf Edward Bernays Buch „Propaganda“ ein. Die Quintessenz, die man verstehen muss: bei Propaganda spielt es keine Rolle, ob sie wahr ist. Sie muss nur möglichst oft wiederholt werden, um im Gehirn als wahr anzukommen.
Es ist so: Manipulationen werden wie Werbung über Gefühle gesteuert. Der Weg heraus führt über ein stufenweises Verstehen der Mechanismen, mit dem Ziel: Glaube nicht alles was du denkst.
Weiter erklärt er Framing als einen Rahmen oder Gedankenraum, in dem sich unsere Gedanken wie auf einem Billardtisch verhalten – sie bewegen sich nur in dem abgesteckten Rahmen des vorgegebenen Gedankenraumes.

Literatur zum Thema Medien

Ulrich Teusch: Lückenpresse. Das Ende des Journalismus, wie wir ihn kannten (2016)

Michael Meyen:       Die Propaganda-Matrix (2022)

Ulrich Mies (Hg.): Mega-Manipulation. Ideologische Konditionierung in der  Fassadendemokratie  
         
Hannes Hofbauer:     Zensur (2022)

Albrecht Müller: Glaube wenig – Hinterfrage alles – Denke selbst.
Wie man Manipulation durchschaut (2019) und Meinungsmache (2009)