Was ich denke?
„Der Kaiser ist nackt!“…entsprechend dem Märchen „Des Kaiser neuen Kleider“ von Hans Christian Andersen. Und ich, Anita, kann machen was ich will, ich kriege ihn nicht wieder angezogen. Anderen mag das gelingen, indem sie die Augen zukneifen, sich die Ohren zuhalten, einen Teil der Wirklichkeit ausblenden. Mir gelingt es nicht (mehr).
Dieses „Nicht-Gelingen“ und die Suche nach der Wahrheit habe ich in vielen beschwerlichen Stunden des Nachdenkens und Recherchierens hinterfragt und es wäre sicher weniger schmerzvoll gewesen, wenn ich mich dem Mainstream einfach hätte anschließen können.
„Was ist die Wahrheit?“ und „Wer hat die Wahrheit?“, das waren meine Fragen.
Augenscheinlich scheint es gesellschatlich, politisch und persönlich im Hintergrund um diese Fragen zu gehen (Meinungshoheit), wobei sich viele Menschen -egal in welcher politischen oder gesellschaftlichen Position- auch heute noch im Kampfmodus befinden nach dem Motto: „Ich habe Recht! Punkt!“
Damit erübrigt sich dann jede Diskussion und es wird in den Angriffs- und Ausgrenzungsmodus umgeschaltet. Das gilt für alle Beteiligten.
Die Folge sind Trennung und Spaltung und der Graben scheint unüberwindbar. Alternativlos… Das Wort kennen wir.
Ich weigere mich, dass zu akzeptieren und zu glauben, denn dann wäre es meine Wirklichkeit und ich könnte mich gleich begraben lassen. Hoffnungslosigkeit wäre dann mein Alltagsbegleiter.
Darum nochmal ganz von vorne, konsequent und (für mich) logisch durchdacht, teile ich hier meine Gedanken mit euch auf die Frage:
Was ist die eine wirkliche Wahrheit und wer hat sie?
Die eine wirkliche Wahrheit umfasst alle Perspektiven, ist also allumfassend. Wer also kann sie haben?
Die eine wirkliche Wahrheit muss immer gelten, also gestern, heute und morgen und gleichermaßen für alle. Sie hat also Gültigkeit für alle. Ist das in unserem Umfeld so?
Die eine wirkliche Wahrheit ist vollständig. Wenn man etwas wegnimmt oder hinzufügt, kann es nicht mehr die eine Wahrheit sein. Sie wird dann beliebig. Erleben wir das so?
Logischerweise komme ich nun zu dem Schluss, kein Mensch kann mir mit 100%iger Sicherheit sagen, was die eine wirkliche Wahrheit ist. Kein Politiker, kein Wissenschaftler, keine Medien, kein Guru, kein Lehrer, kein Richter…
Konsequenterweise muss ich dann erkennen, dass ich nichts wirklich weiß. Ich nicht, du nicht, keiner. Also kann ich doch getrost auf mein Recht-haben-wollen verzichten, oder? Gar nicht so einfach, finde ich…ich jedenfalls übe noch, jeden Tag auf’s Neue.
Ich vergleiche das Geschehen dieser Tage mit einer fulminanten „Show“ und ich bitte darum, diesen Begriff nicht dahingehend zu verstehen, dass ich das furchtbare Leid in dieser Welt banalisieren will.
Mir hilft dieses Bild, mich immer wieder neu zu justieren und auf das Positive auszurichten und mich nicht von Gefühlen der Hilflosigkeit und Angst überwältigen zu lassen. Ich sehe nur, was sich auf der Bühne abspielt und nicht, was sich noch so alles dahinter verbirgt.
Und dann will ich wissen, was dahinter steckt …warum die Dinge so laufen, wie sie laufen oder warum ich sie so sehe, wie ich sie sehe.
Ich bin einfach ein neugieriger Mensch.
Ich habe Fragen und möchte Antworten, und zwar plausible Antworten, die einleuchtend und überzeugend sind. Inzwischen habe ich jedoch gelernt, dass selbst die überzeugendste Antwort nicht die Wahrheit sein kann.
Meine Augen und Ohren lassen sich täuschen. Viel zu schnell halten ich noch für wahr, was meine Sinne mir beweisen wollen. Darum heißt es ja auch: (für)wahr-nehmen. Was ich für wahr halte, ist aber nur meine eigene kleine begrenzte Wahrnehmung, die ich dann für die Wahrheit halte und denen ich eine Bedeutung gebe = meine „Wahrheit“. Wie gerne mache ich mir die Welt, wie sie mir gefällt…im posi ven, aber leider auch im nega ven Sinn.
(Ich hab‘ da wohl das Pippi Langstrumpf Syndrom. Könnt ihr googlen.)
Mein Fazit: Die eine einzige Wahrheit gibt es in unserer Welt nicht.
Darum bemühe ich mich, auf mein Recht-haben-wollen möglichst zu verzichten!
(Die Betonung liegt, auf „bemühen“ und wer mich kennt, weiß, was ich meine)
Ich bin überzeugt, dass diese Erkenntnis den Weg zum Zuhören erleichtert. Und weil ich, wie gesagt neugierig bin, möchte ich wissen: Warum denkst du, wie du denkst?
Das macht so vieles leichter.
Und noch ein Gedanke:
Viele Menschen sind müde. Sie vertrauen dem Parteien-System im Allgemeinen nicht mehr. Sie wenden sich ettäuscht ab, auch von unserer Partei und unserer Vision einer echten Basisdemokratie. Sie wollen das „Neue“. Und zwar jetzt und möglichst sofort, ohne Führung, sich selbst regulierend…und gleichzeitig schauen sie hoffnungsvoll auf die Persönlichkeiten der neuen Bewegung, (ich nenne hier keine Namen) nur um dann wieder enttäuscht zu werden und/oder sich bestätigt zu fühlen.
Machtbegrenzung heißt das Schlagwort, mit dem Vordenker (und -macher) oftmals schnell kritisiert, eingegrenzt und entmutigt werden.
Glaubt ihr wirklich, es braucht kein „System“ mehr, oder ist es nur ein (Reiz-)Wort und wir reagieren auf den Missbrauch durch das jetzige System? Worte sind Symbole von etwas…Es ist wie beim Teekesselchen-Spiel. Nicht die Buchstaben sind entscheiden, sondern der Inhalt, der Sinn. Das heißt, wir brauchen eine neue Definition, eine neue Bedeutung, die wir nur gemeinsam erarbeiten und mit Leben füllen können.
Ich denke, es braucht integre, vertrauenswürdige, fachlich kompetente Menschen, die den Rückhalt und die Unterstützung möglichst vieler Menschen (=Mitglieder) haben.
Wenn wir eine „Menschheitsfamilie“ sind, (die Bibel spricht von: einem Leib und vielen Gliedern) dann kommt es auf jeden einzelnen an (Glieder), damit diese Menschheitsfamilie (Leib) gesund wird. Eine einzige Zelle, ein Organ, das seine Funk on verweigert oder seine Funk on aus sich selbst heraus definiert, (sprich: sein eigenes Ding macht) macht das Körpersystem krank.
Wenn alle Zellen, Organe, Glieder dem Leben dienen, sich hingeben, dann wird es lebendig und richtig gut, gesund eben.
Das bedeutet ausdrücklich nicht, dass es keine unterschiedlichen Meinungen geben darf, wie sich der Weg in unsere Zukunft gestalten soll. Es bedeutet jedoch, dass wir uns -parteiübergreifend- über unser Ziel einig sind, also ein gemeinsames Anliegen definieren können, einander zuhören, auf unser „Recht- haben- wollen“ verzichten und einen Konsens finden, zu dem dann auch jede/r nach seinen Möglichkeiten beiträgt.
Wir wollen eine neue bessere Welt für alle kreieren, die sich möglichst auf natürlichem, friedlichem Wege entfaltet, d. h. ohne Zerstörung, Gewalt und Rebellion.
Es ist wie eine Geburt, die mit leichten Wehen beginnt. Zuerst noch zaghaft, dann immer schneller, stärker und schmerzvoller. Die Presswehen kommen zum Schluss. Doch dann geht es in der Regel schnell.
Das LEBEN drängt in die Welt. Es lässt sich nicht aufhalten.
Es will gelebt und geliebt werden.
Hiermit grüße ich alle „Geburtshelfer“!
Seid achtsam und liebevoll!
Eure Anita Haunhorst