Ein Brief von Maria Kaiser

Ein Brief unserer ehemaligen Kreistagsabgeordneten Maria Kaiser an Kreistagsabgeordnete, Landrätin und die Presse.

Sehr geehrter Herr Burkhard Ewert,
ich bin Maria Kaiser, eine Russlanddeutsche, die am 21. Juli 2000 mit Tochter Oxana als Spätaussiedlerin aus der Ukraine nach Minden gekommen ist. Dort erlernte ich den Beruf der Pflegeassistentin und habe 9 Jahre als solche im Pflegeheim gearbeitet. Seit 2017 ist der Landkreis Osnabrück meine neue Heimat. Mein Leben schreibt viele Geschichten, doch zwei sind besonders wichtig, um mich besser zu verstehen!
Die erste Geschichte erzählt das Leben eines kleinen Mädchens, dessen Eltern am 22.Juni.1941 den Angriffskrieg Hitlers auf die Sowjetunion miterleben mussten was Stalin veranlasste, alle Menschen mit deutschen Wurzeln als feindliche Spione anzusehen. Er deportierte sie in den Gulag nach Sibirien. Dort vegetierten meine Eltern in einem Erdloch, in das ich 1950 hineingeboren wurde. Welch ein schrecklicher Ort für eine junge Familie?
Meine Mutter musste ins Arbeitslager, wobei auf mich als Baby keine Rücksicht genommen wurde. Um etwas Essbares (Fischköpfe und Kartoffelschalen) zu bekommen, musste auch sie, wie all die anderen Frauen ihr Arbeitssoll erfüllen.
Meinen Papa steckte man in ein Konzentrationslager für Männer, wo er von Sonnenaufgang bis -untergang zur Zwangsarbeit herangezogen wurde. Als er dort mangelernährt arbeitsunfähig erkrankte, wurde er aus dem Arbeitslager entfernt und seinem Schicksal überlassen. Jeder 3. Deutschstämmige starb in solch einem Arbeitslager, doch mein Papa schaffte es irgendwie zu überleben.
Man bedenke, dass im Zweiten Weltkrieg nahezu 24 Millionen Sowjets durch deutsche Waffen oder deutsches Handeln getötet wurden. Das wollten viele auch nach Kriegsende nicht verzeihen, weshalb man Jagd auf vermeintliche Faschisten machte. Was meinen Sie, wer in deren Augen solche Faschisten waren? Natürlich die, mit Nachnamen wie Kaiser — eben deutschklingend.
An einem Abend im Spätherbst splitterte Glas, Scherben fielen zu Boden und versetzte alle Anwesenden in Schockstarre. Ein Schuss verfehlte meine Mutter nur leicht. Die Kugel flog Zentimeter an ihrem Kopf vorbei und lies das Projektil mit einem dumpfen Schlag im Türpfosten einschlagen — exakt in Kopfhöhe.
Selbst auf mich wurde geschossen!
Als kleines Mädchen, gerade mal 10 Jahre, befand ich mich auf dem Schulweg, als mich ein Schuss zusammenzucken ließ — ein schrecklicher Moment, der mir nie mehr aus dem Kopf gehen will. Noch heute schrecke ich bei jedem Knall zusammen und wenn ich mich daran zurückerinnere, kann ich sogar das Pfeifen des vorbeizischenden Geschosses im rechten Ohr hören; es verfehlte mich nur knapp.
Zur damaligen Zeit wurde als Kriegsvergeltung oft auf Mütter oder Mädchen geschossen, damit keine deutschstämmigen Nachfahren geboren werden. Schutzengel beschützten meine Familie, dennoch mussten wir lange Zeit um unser Leben fürchten.
Somit war meine ganze Kindheit und Jugend von Angst, Schikanierungen und Diffamierungen geprägt und stets wurde ich als Faschist beschimpft.
Die zweite Geschichte erzählt das Leben der 70-jährigen Maria Kaiser.
Die Corona-Krise stand ins Land und mir kam der „Druck“, mit dem man die Bevölkerung in die Corona-Spritze treiben wollte, suspekt vor. Schlimmer noch, empfand ich die gefühlt einseitige Narrativdarstellung, die vielfach unlogisch war, obendrein wissenschaftlich belegte abweichende Meinung vom Narrativ nicht nur nicht zuließ, sondern im Keim erstickte, diskriminierte und diffamierte.
Mir erschien es als inszenierte Hetzjagd gegen Personen mit eigener Corona-Meinung.
Oft fragte ich mich, wo der Pressekodex der vielfältigen Berichterstattung hin ist? Ist es nicht genau die Pflicht der „Vierten Gewalt“ alle Perspektiven zu beleuchten? Der Auftrag der Leitmedien lautet ja gerade, den Unterrepräsentierten zu ihrem Recht zu verhelfen und ihnen — gemäß der Idee der „Vierten Gewalt“ — eine Stimme zu geben? Und DAS geht nur, wenn man bereit ist, auch mal seine gefasste Position zu verlassen!
Somit engagierte ich mich bei der Partei dieBasis, weil es mein Anliegen war und ist, Menschen aufzuklären. Das tat ich im persönlichen Gespräch, in Briefen und bei Demonstrationen, an denen ich regelmäßig teilnahm und teilnehme.
Ja, selbst unsere Oberbürgermeisterin Frau Pötter haben wir zur Diskussionsrunde am Runden Tisch eingeladen. Zu einer echten Diskussion gehören nun einmal zwei konkurrierende Meinungen, die womöglich gegenläufig sind. Weil, Ziel einer Diskussion ist es eben nicht, stets einen Konsens zu erlangen — es darf auch in einem Dissens enden. Dennoch sollte das erklärte Debattenziel sein, wenigstens die Perspektive des Gegenübers zu verstehen — und verstehen bedeutet nicht zwangsläufig Verständnis aufzubringen.
Doch solch eine Gesprächsrunde ist mir/uns nicht nur verweigert worden, im Gegenteil, Frau Pötter, die ja eigentlich alle Osnabrücker Bürger vertreten soll, war Teil der Gegendemonstration. An jenem Tag wurden mir so viele Stinkefinger wie niemals zuvor gezeigt!
Und schon wieder muss ich mit Schikanierungen und Diffamierungen klarkommen und schon wieder werde ich falsch als Faschist beschimpft, weil ich eine eigene Meinung vertrete. Wieso ist das so, frage ich?
Oxana und ich sind nach Deutschland geflohen, weil wir in einem friedlichen Land und einer echten Demokratie leben wollten. Deutschland schwor: „Nie wieder Krieg!“, was uns sehr wichtig war.
Deutschland ist eine Demokratie, wo offene Debattenräume und abweichende Meinungen eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollten. Was muss sich verändern, dass dies wieder gilt? Nur Sie und ich können das ändern. Selbst wenn man sich eine Meinung gebildet hat, sollte man bereit sein, diese infrage zu stellen, ggf. sogar zu ändern, wenn sich neue Tatsachen ergeben.
Heute wissen wir: Es gab keine „Pandemie der Ungeimpften“ und die Ungespritzten haben genauso überlebt wie die Gespritzten! Aktuell gibt auch unser Gesundheitsminister einige Corona-Fehleinschätzungen im Bundestag offen zu.
Ebenso kann man bei der Berichterstattung der NOZ eine Wendung erkennen. Noch am 1.April.2022 schrieb die Tageszeitung im Artikel „Ein Brief voller Lügen“, dort im Faktencheck „Die Impfstoffe sind sicher.“, um die eigene Aussage am 17.Mai.2023 im Artikel „Nichts ist mehr wie früher“ zu revidieren. Dort schreibt die NOZ nicht nur über Marie und Lisa, zwei Mädchen mit schweren Impfnebenwirkungen, sondern weiß weiter zu berichten „Marie ist kein Einzelfall. Laut niedersächsischem Landesamt für Soziales, Jugend und Familie gab es Anfang Mai 605 Versorgungsanträge infolge von Corona-Schutzimpfungen.“ Und hier geht es mir nicht um Rechthaberei, sondern mein Einsatz als Kreistagsmitglied galt, eine offene und kritische Debatte zu starten, denn es wurde etwas als risikofrei beschrieben, was es nun mal nicht war. Marie und Lisa aus dem NOZ Bericht hätten evtl. anders entschieden und wären heute gesund.
Auch zum zweiten großen politischen Thema, dem Kriegsgeschehen, frage ich oft, wie viele Männer und Frauen durch die Waffenlieferungen ins Kriegsgebiet NICHT getötet wurden (weil Waffen eben töten) und ob es für Frieden nicht eine bessere Lösung gibt, nämlich Diplomatie und Friedensverhandlungen?
Nun zwang mich ein Schlaganfall zum raschen Handeln. Dem geschuldet musste ich leider meine Tätigkeit als Kreistagabgeordnete aufgeben, da es mir seitdem schwerfällt, mich zu konzentrieren oder klare Formulierungen zu fassen. Es ist mir wichtig, mich bei all meinen Wählern aus Hasbergen, Bad Iburg und Hagen für das mir und meiner Partei dieBasis angedachte Vertrauen zu bedanken und bitte gleichzeitig um Verständnis, dass ich mein Kreistagsmandat in andere Hände übergeben muss, weil mir die Kraft zum Weitermachen leider fehlt.
Zum Schluss möchte ich an jeden— auch an mich — appellieren, nicht zu allem eine Meinung haben zu müssen, und dass sich jeder vom Gedanken löst, man müsse die eigenen Ansichten jederzeit verteidigen, weil vielfältige pluralistische Meinungsbilder zuzulassen, zu akzeptieren und zu respektieren echte Demokratie bedeutet.
Vielen Dank
Maria Kaiser